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Bamberg, Volksparkstadion (450 Zuschauer) |
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Endlich mal wieder ein Wochenende an dem man sich spontan entscheiden konnte wohin die Reise führt. Also flugs den Wunschzettel mit den noch zu besuchenden Stadien herausgesucht und im Internet die Spielpläne durchforscht. Die erste Wahl fiel dabei auf Augsburg, was aber dann doch ein bisschen weit weg war. Aber da man sich eh mit bayrischen Spielplänen beschäftigte, sprang die Partie Bayern Hof gegen Viktoria Kahl ins Auge. Grüne Au genießt höchste Priorität und ist zudem von Berlin gerade einmal schlappe 300 km entfernt. Einen weiteren Grund sich ins Oberfränkische zu begeben, lieferte wieder der Spielplan, denn am Freitagabend stand das Derby zwischen Bamberg und Coburg auf dem Programm. Lediglich das Sonntagsspielprogramm war ein wenig mager, aber man kann ja bekanntlich nicht alles im Leben haben. Nachdem das immer wieder gerne Frage-: „Du Schatzi, sollen wir nicht mal nach Oberfranken fahren?“ – Gegenfrage: „Wer spielt denn?“ -Spiel praktiziert wurde, ging es dann mit den zwei reizenden Damen via A9 nach Oberfranken. Doch bevor wir uns intensiv mit dem bayrischen Amateurfußball auseinander setzen sollten, stand erst einmal Kultur auf dem Programm. Und davon hat Bamberg eine Menge zu bieten. Daneben laden auch noch ca. 500 Biergärten zum Verweilen ein. Gut gestärkt und froh gelaunt ging es danach zur 1926 erbauten Spielstätte des 1. FC 01 Bamberg. Auch das kulinarische Angebot im Stadion ist eine Zeile wert: Der halbe Liter wird zu 1,70 Euro angeboten und die Rostbratwürstchen im super knusprigen Brötchen zu 2 Euro sollten nicht unversucht liegen bleiben. |
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Spiel: |
Von Beginn an machten die Bamberger klar, wer Herr im Haus ist. Der Ball lief flott und eins um andere Mal wurden die Coburger ausgetanzt. Bevor der Ball nach einer Viertelstunde zum ersten Mal im Coburger Kasten einschlug, verhinderte der Keeper zweimal die möglichen Treffer. Der Führungstreffer gab dem Bamberger Spiel noch mehr Sicherheit. Obwohl es noch mehrere gute Möglichkeiten gab, ging es nur mit einer 2:0-Führung zum Pausentee. Nach dem schöpferischen Viertelstündchen zeigten auf einmal die Coburger, dass sie auch Fußballspielen können. Aber deren Sturm- und Drangphase dauerte genau so lang wie die Zeit zwischen den Halbzeiten und ein Tor sprang dabei nicht heraus. So konnten sich die Bamberger wieder fangen und noch die Tore drei und vier erzielen. Tore: 1:0 (14. Min.) Kotissek, 2:0 (38. Min.) Dennerlein, 3:0 (78. Min.) Heyer, 4:0 (87. Min.) Heyer |
Stimmung: |
Während sich das Dutzend supportwilliger Bamberger auf die, wenn auch äußerst zarte, Unterstützung ihrer Mannschaft konzentrierte, fielen die doch ziemlich zahlreich vertretenden Coburger eher durch Pöbeleien in Richtung der Schiedsrichterin auf. |
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Vereine: |
In den 50er Jahren spielten die Bamberger in der II. Liga Süd und trafen dort auf Mannschaften wie Hessen Kassel, Stuttgarter Kickers, 1. FC Pforzheim, FC Freiburg, Darmstadt 98 oder Waldhof Mannheim. Nach einer total verkorksten Saison 1955/56 stieg der Verein zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte in die Drittklassigkeit ab. Nach zwei Jahren schafften die Bamberger zwar wieder den Aufstieg, aber nach der Saison 1959/1960 hieß die neue Staffel wieder Amateurliga Nordbayern. Mit der Einführung der Bundesliga wurde auch der komplette Ligaunterbau neu strukturiert, mit dem Ergebnis, dass der 1. FC Bamberg dann in der eingleisige Bayernliga (als dritthöchste Spielklasse) spielte. Fünf Jahre konnte diese Liga gehalten werden, doch dann stieg der oberfränkische Traditionsverein in die Viertklassigkeit ab. Erst 1975 glückte die Rückkehr in die Bayernliga. Aber nach nur einer Saison stiegen die Violetten wieder ab. Zu allem Übel verlor der 1. FC sogar seine Spitzenposition in Bamberg, denn 1978 stieg der Lokalrivale TSV Hirschaid in die Bayernliga auf. 1981 wurden aber die Verhältnisse in der Stadt an der Pregnitz wieder gerade gerückt und die Violetten stürmten wieder in die höchste Amateurspielklasse. Zu Beginn der Saison 1984/85 bestimmten nicht die sportlichen Schlagzeilen die Gazetten in Bamberg, sondern der immer größer werdende Schuldenberg des Vereins. Kein Wunder, denn mit Klaus Täuber (vom 1. FC Nürnberg), Winfried Geier und Dietmar Beiersdorf wurden sehr teure Spieler verpflichtet. Um die Klasse halten zu können, wurden die Spieler nicht vom Verein verpflichtet, sondern von einer in Nürnberg ansässigen Werbeagentur, die die Spieler dann an den Verein auslieh. Da sich der Erfolg nicht einstellte und die Agentur die Spieler nicht zu einem höheren Preis verkaufen konnten, scheiterte dieses äußerst zweifelhafte Modell. Die Spieler mussten den Verein dann wieder verlassen. Die Lücken in der Mannschaft wurden mit Jugendspieler gestopft und am Ende der Saison war der 1. FC Bamberg vor dem Abstieg nicht mehr zu retten. Kurios und passend zur Saison war die Spielszene am 16. April 1985 im Heimspiel gegen Jahn Regensburg. Der Spieler Otto Baumgartner, gerade eingewechselt, nimmt einen Pass von einem Mitspieler auf und rennt damit aufs Tor. Kurz vor der Strafraumgrenze zog er ab und jagte den Ball am völlig konstatierten Torhüter vorbei ins Netz. Erst beim Jubeln und beim Blick in die Gesichter seiner Mannschaftskameraden bemerkte er, dass er ins eigene Tor traf und schlicht die Seiten verwechselt hatte. Am Ende der Saison 1985/86 war die Bilanz bitter: 1,7 Mio. Mark Schulden und 24 Spieler mussten den Verein verlassen. Nach nur einem Jahr Landesliga wurden die Bamberger direkt in Bezirksliga Oberfranken West durchgereicht. Am 29. Februar 1988 stellt der Verein den Insolvenzantrag. Der Konkurs konnte jedoch letztlich abgewendet werden und nur, weil die Stadt dem Verein das Klubheim abkaufte. Sportlich zogen gleich zwei Vereine am 1. FC 01 vorbei: Der SC 08 Bamberg und die SpVgg Stegaurach, die beide den Sprung in die Bayernliga schafften.
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Stadion: |
Das Volksparkstadion in Bamberg wurde im Jahre 1926 anlässlich des 16. bayrischen Landesturnfestes errichtet. Das Fassungsvermögen lag damals bei 15.000 Zuschauern. Im Jahre 1938 kam die heute unter Denkmalschutz stehende Haupttribüne hinzu. Für Stadionliebhaber ist das Stadion des 1. FC Bamberg ein wahrer Augenschmaus. Ovalförmig schmiegen sich alte, verwitterte und von Gras überwucherte Stehtraversen rund um die Laufbahn. Damit aber nicht genug, denn die alte Holztribüne lässt so manche Herzen höher schlagen. Innenseitig befinden die Umkleidekabinen. Mit dem Auto ist das Stadion gut zu erreichen: Von der Autobahn (A70) Kommend, muss man nach ein paar Kilometern vorbei an den amerikanischen Kasernen einfach irgendwann an der Ausschilderung Stadion abbiegen. Nach wenigen hundert Metern erreicht man dann die Spielstätte, die direkt neben dem Schwimmbad liegt. |
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Tageskilometer: 399 km von Berlin nach Bamberg Saisonkilometer: 13.403 km (5.900 km Flugzeug, 5.314 Km Bahn, 1.569 km KFZ, 170 km Fähre, 650 km Bus) zum Vergleich 04/05: 39.952 km (23.213 km PKW, 5.677 km Bahn, 10.962 km Flugzeug) |
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